Trigger ist Englisch und bedeutet auf Deutsch Auslöser. Sie können alles Mögliche sein, von Situationen, Orten, bis hin zu einfachen Wörten, die nicht einmal etwas mit der Angst selbst zu tun haben. Je schwerer die Phobie vorangeschritten, desto weitreichender sind auch die Trigger. Aber sie können nicht nur Angst, sondern sogar zu einer Zwangsstörung führen, da sie leicht auch die Auslöser von Zwangsgedanken und Zwangshandlungen sein können.

Triggerfreier Artikel

Dieser Artikel ist triggerfrei um zu gewährleisten, dass jeder von euch, den Artikel ohne Angst lesen kann, und sich über Trigger im Allgemeinen informieren kann. Die Blogartikel die ich verlinkt habe, sind es teilweise nicht, sie sind nur dann triggerfrei, wenn ich anfangs im Artikel darauf hingewiesen habe.

Wie entwickelt sich ein Trigger

Viele von euch kennen wohl den „Pawlow’schen Hund“. Das Experiment der klassischen Konditionierung. Hierbei wird ein neutraler Reiz an eine Reaktion gekoppelt. Anders ausgedrückt, löst bei uns Emetophobikern, der Anblick eines Kindes oder einer Schwangeren bereits Unbehagen oder sogar schon Angst aus. Denn irgendwann haben wir einmal gelernt, dass bei diesen Personengruppen etwas passieren könnte. Die Wahrscheinlichkeit, dass man eine Schwangere sieht und etwas passiert, dass wir unbedingt vermeiden möchten, ist so gering und trotzdem vernebelt es unsere Gedanken. Bei manchen mehr, bei manchen weniger.

Emetophobiker haben alle Angst vor Situation X. Situation Y kann unter Umständen zu Situation X führen. Deswegen löst Situation Y bereits die Phobie aus, obwohl Situation X weit und breit noch nicht zu sehen ist. „Es könnte ja sein“.

Welche Reaktionen lösen Trigger aus?

Die Reaktionen sind so unterschiedlich, wie die Situationen in denen wir getriggert werden. Grob eingeordnet nach Schwere rufen sie folgende Reaktionen in uns hervor:

  • Erhöhte Wachsamkeit – Situation wird aufmerksam beobachtet
  • Ängste und Sorgen – Vermeidungsverhalten, man sucht einen Ausweg
  • Panikattacke – Die möglichen Trigger werden gänzlich gemieden, Isolation

Wenn man mit seinem Trigger konfrontiert wird, hat man Angst dass etwas Schlimmes passiert. Im folgenden kommt es dann zu Zwangsgedanken und diese lassen einen so schnell nicht wieder los. Man sieht etwas unschönes am Vormittag und ist deswegen noch Abends ganz durcheinander und grübelt.

Arten von Trigger

Ich beziehe mich in diesem Artikel nur auf die Trigger der Emetophobie und das können sein:

Dinge:

Alle Dinge, die mit dem Thema auch nur irgendwie zu tun haben.

Personen:

Emetophobiker, haben es nicht leicht. Sie leiden zwar nicht unter einer sozialen Phobie, aber man könnte es durch ihr Vermeidungsverhalten leicht annehmen. Speziell meiden sie Personen, bei denen man annehmen könnte, dass etwas unvorhergesehenes passieren könnte. Die größten Personengruppen sind hierbei Kinder, Schwangere, stark Alkoholisierte und Kranke.

Kranke Personen werden dann gemieden, wenn sie an einer Erkrankung erkrank sind, die dem Emetophobiker gefährlich werden könnte. Schwangere sind in den ersten Monaten besonders gefährdend. Sobald sie einen stark alkoholisierten Menschen sehen, werden sie nervös. Und Kinder sind sowieso unberechenbar. Es geht so weit, dass drei Viertel aller Emetophobikerinnen sich deswegen gegen ein Kind entscheiden, um erstens der Schwangerschaft zu entgehen und zweitens sich ein Leben mit einem „unberechenbaren“ Kind nicht vorstellen können.

Orte:

Das sind die Orte, an denen sich vor allem Personengruppen. Es muss noch nichts getriggert werden, bei schwächerer Ausprägung der Phobie, lösen diese Orte nur erhöhte Wachsamkeit aus. Bei schwereren Fällen werden diese Orte ganz gemieden:

  • Disco
  • Arztpraxen
  • Krankenhäuser
  • Freizeitparks
  • bis hin zu Orten, die von egal welchen Personen besucht werden oder
  • die gänzlich unbekannt sind unabhängig von anderen Menschen – Stichwort: verreisen, jegliche Events oder Übernachtungen

Aktivitäten:

Hängt stark zusammen mit den Orten und Personen, die oben genannt wurden: Partys, Freizeitparks, Reisen, bis hin zu allem Unbekannten. Oder aber auch eine komplette Mischung aus allen Triggern, zB bei mir: Nach erledigtem Abendmahl, die Reste die Toilette runterspülen. Ich kann das Essen auf den Müll oder Kompost werfen. Ich kann Toilettenpapier etc. die Toilette runterspülen. Aber zusammenfassend funktioniert es für mich nicht. Das muss immer mein Mann übernehmen.

Nahrungsmittel:

Hier spielt das Vermeidungsverhalten eine große Rolle, diese Dinge werden üblicherweise bei der Ernährung gänzlich vermieden oder nur unter bestimmten Bedingungen konsumiert:

  • Alkohol
  • rohe Speisen (Eier, Sushi, Fleisch)
  • nahe am oder überschrittenes Mindesthaltbarkeitsdatum 

Aber manchmal kann man sich nicht sicher sein, wie die Dinge zubereitet wurden. Man muss darauf vertrauen, dass alles ganz frisch zubereitet wurde und hat keine Kontrolle darüber. Dass passiert, wenn man zum Beispiel bei Freunden isst oder ein Restaurant besucht. Diese Situationen triggern Zwangsgedanken, wenn man sich doch mal überwinden sollte und auswärts isst. Übermäßiger Alkoholkonsum wird von den meisten gänzlich vermieden.

Sensorisch (auf die Sinne bezogen):

  • Akkustisch: Worte, Husten, Geräusche von Flüssigkeiten wie Platschen und Spritzen
  • Optisch: Pfütze mit Undefinierbarem, Jemand bückt sich schnell vorn über
  • Olfaktorisch: Sauer, Essigsäure, Vergorenes
  • Gustatorisch: wenn etwas nicht schmeckt, wie es schmecken soll oder nicht die richtige Konsistenz hat, die es haben sollte
  • Haptisch: Man sieht nicht, wo man hingreift, es fühlt sich schleimig, schmierig an mit undefinierbarer Konsistenz

Therapie: Trigger abtrainieren

Es ist immer schmerzlich wenn man unerwartet auf einen Trigger trifft und Angst alleine vor dem Trigger hat. Umso wichtiger ist es sie los zu werden. Und das geht ziemlich einfach.

Jede erlernte Konditionierung kann auch mit einer Löschung der Konditionierung wieder aufgehoben werden. Man kann das auch ganz sanft und langsam angehen, ohne direkte Konfrontation. Hier ein Beispiel, wie ich mir meine Trigger abtrainiert habe:

Ich hatte in meinem Leben seeeehr viele Trigger, die bis auf einige Ausnahmen (mein Kind hahaha), alle aus meinem Leben verschwunden sind. Als ich ca. 12 war, waren meine Trigger am Höchstpunkt.

Mir ging das selbst so am Nerv, dass bei Gesprächen zufällig ein Triggerwort fiel und mich die Panik überfiel. Ich hatte die Schnauze voll und deswegen nahm ich mir vor, in geschützter Umgebung mir dieses eine Triggerwort abzutrainieren:

Beispiel Abgewöhnung eines Triggers

Im Introsong einer Kinderserie, die ich täglich ansah, kam ein Triggerwort vor. Ich musste jedes Mal meinen Blick bei der Songzeile abwenden, die Augen schließen, mir die Ohren zuhalten und was summen, um es komplett abzublocken.

Aber nun war schluss damit! Ich befand mich in einer geschützten Umgebung (Zu Hause) und ich wurde gezielt mit dem Trigger konfrontiert (ich wusste genau in welcher Songzeile er vorkam). Deswegen hatte ich die volle Kontrolle. Zunächst lies ich alles „unnötige weg“. Das heißt die Vermeidungstaktiken, die sowieso nichts mit der Akkustik zu tun hatten.

  1. Ich lies das Augenschließen weg. Wenn das funktionierte:
  2. Wendete ich nicht mehr meinen Blick vom Fernseher ab

Hier musste ich dann ein paar Tage mich gewöhnen, bis es mir wirklich komplett egal war, dasss ich auf den Fernseher sah, und es mir wirklich egal war, dass dieses Wort gerade gesungen wurde.

  1. Ich lies das summen weg, presste aber die Hände noch fest auf die Ohren (die Melodie kam schon durch, das Wort verstand ich noch nicht).
  2. Von Tag zu Tag lockerte ich meine Hände etwas und ich hörte immer mehr.
  3. Ich lies nur noch die Zeigefinger ganz leicht auf der Ohrmuschel
  4. Ich lies die Finger weg und konzentrierte mich auf die Hintergrundmusik (hörte aber schon gänzlich das Wort)
  5. irgendwann konnte ich das Wort hören, ohne mich dabei unwohl zu fühlen

Das ging nicht von heute auf Morgen, sondern war wochenlange Arbeit, die ich konsequent (ich wollte ja die Sendung jeden Tag sehen) durchhielt. Und seitdem wurden alle Trigger schwächer und schwächer. Immer im eigenen Tempo setzte ich mehr aus und immer in einem kontrolliertem, geschütztem Umfeld. So ist man vor unvorhergesehenen Triggern besser gewappnet.

Fazit

Trigger zu begegnen ist was ganz schön schreckliches, vor allem dann, wenn es viele davon gibt (Triggerwörter) und sie ganz plötzlich und beiläufig (in einem Gespräch) in Erscheinung treten. Es gibt aber auch Trigger welche permanent sind, wie die eigenen Kinder, die in die Kita gehen oder sogar den eigenen Arbeitsplatz (Krankenhaus, Schule).

Es ist wichtig diese Anzunehmen, als was sie sind: Auslöser der Angst. Sich über diese bewusst zu werden und langsam entgegenzusteuern. Ganz nach eurer persönlichen Geschwindigkeit. Sonst nehmen sie überhand und grenzen euer Leben noch mehr ein, als es die Phobie eh schon tut.

Welche Erfahrungen habt ihr mit Trigger? Achtung Kommentare sind eventuell nicht triggerfrei!