Anlässlich meines 20 jährigen Jubiläums schreibe ich diesen Blog um meine Therapiefortschritte zu dokumentieren und anderen Betroffenen Hoffnung zu geben. Hier findet ihr einen kleinen Überblick über mich und meine Emo.

Wer bin ich

Mein Name ist Christine, ich bin 27 Jahre alt und Mediendesignerin. Ich lebe in einem Haushalt mit meinem liebevollen Lebensgefährten, der mich mit all meinen Macken liebt. Am liebsten treffe ich mich mit meinen Freunden oder entfalte mich kreativ durch Skizzen, oder Malereien. Fotografieren, Gamen, Werbung, Marketing und Naturwissenschaften zählen ebenfalls zu meinen Interessen.

Phobie

Als ich 7 Jahre alt war begannen zwei lange Jahrzehnte, geplagt von Angst und Panikattacken. Meine Phobie ist am stärksten, wenn es mir selbst schlecht geht, oder ich den Verdacht habe etwas Schlechtes gegessen zu haben. Wenn jemanden übel ist oder Durchfall hat, meide ich diesen oder versuche meine Panik unter Kontrolle zu halten. Sollte sich aber eine Person erbrechen, setzt Fluchtverhalten ein und das Ereignis brennt sich in meinen Schädel. Auch wenn jemand stark hustet oder der Hustenanfall länger anhält macht sich Panik breit. Aber ein normales husten bringt mich nicht schnell aus der Ruhe. Ein Schritt in die Richtige Richtung ist also schon getan. Wer sich für die Entwicklung und die Stadien meiner Phobie interessiert, kann auf die Seite Entwicklung der Emetophobie gehen.

Panikattacken

Wie genau eine Panikattacke abläuft kann ich euch anhand eines aktuellen Beispiels erläutern:

Vor Kurzem aß ich ein etwas säuerlich schmeckendes Mouse au chocolat. Ein Blick auf das Mindesthaltbarkeitsdatum. Vier Tage abgelaufen.

Das Herz beginnt zu rasen und das Blut beginnt in den Innereien zu pulsieren. Kein klarer Gedanke ist mehr zu fassen. Die Atmung wird schnell und flach. Meine Hände wandern in den Nacken und die Nägel rammen sich in die Haut. Schwindel schnürt mir die Luft zum Atmen ab. Übelkeit steigt auf. Vergeblich die Versuche sich zu konzentrieren, vergessen all die Methoden sich zu Beruhigen. Die Atmung wird schneller und die Stimme lauter. Blind und hyperventilierend sitze ich da, mein Nacken und Schultern zerkratzt. Der Körper zittert. Panik.

Zwänge, Phobophobie und erweiterte Phobie

Penetrantes kontrollieren des Mindesthaltbarkeitsdatums, stetige Meidung von Kranken, Ablehnung von unbekannten Speisen, auf Berührung von scheinbar kontaminierten Dingen folgt pingeliges waschen der Hände; sich drehende Gedanken an verdorbenes Essen und minutiöse Sorgen um das eigene Wohlbefinden. Alles alltägliche Verhaltensweisen, die mein Leben fest in ihrem festen Griff haben.

Zu meiner Emetophobie sind während der letzten zwanzig Jahre zwei weitere Ängste hinzu gekommen: Zahnarzt und Durchfall. Nie hatte ich ein Problem damit zum Zahnarzt zu gehen. Mehrmals wurden Abdrücke für Zahnspangen entnommen oder Backenzähne gezogen. Als ich ins Teenageralter kam mied ich den Zahnarzt für 8 Jahre. Bis es dann nicht mehr ging. Nach einer Operation unter Vollnarkose (die mir von der Krankenkasse spendiert worden war), konnte ich unter dem Einfluss von Psychopax nochmals zum Zahnarzt gehen. Die Angst war aber leider größer als die Wirkung des Benzos.

Die Angst vor Durchfall kam erst hinzu, als ich einmal an einer Salmonellenvergiftung erkrankte. Mir ging es spitze, am Vorabend noch mit Freunden unterwegs, ein bisschen was getrunken und dann noch schnell ein Hühnerkebab, bevor wir heimgingen. Nachdem ich ausgeschlafen hatte begann ich zu kochen und mir ging es spitze. Aus heiterem Himmel, ohne sich mit irgendwelchen Vorzeichen anzukündigen trat der Durchfall ein. Wenige Stunden später musste ich erbrechen. Im Zuge von Recherchen gewann ich die Erkenntnis, dass heftige Durchfälle zu Erbrechen führen können. So entstand die erweiterte Phobie von Durchfällen.

Seither meide ich auch andere Emetophobie-Foren und Communities. Versteht mich nicht falsch, ich tausche mich gern mit Gleichgesinnten aus, aber das Problem ist, dass ich dadurch auf immer mehr Gefahrenquellen stoße, auf die ich Acht nehmen muss und durch die sich mein Leben immer mehr einschränkt. Durch diese Foren kam ich auch zum ersten Mal mit dem Thema „Noro-Viren“ in Berührung. Das jagte mir solche Angst ein, dass ich drei Monate das Haus nicht mehr verlassen konnte. Trotzdem spreche ich aber gerne mit Betroffenen über das Thema und tausche mich gerne aus. Nur im kleineren Rahmen, persönlich, per Mail oder eben hier auf diesem Blog. Ohne Flut an Informationen, was ich noch nicht alles Bedacht habe, vor dem ich Angst haben könnte.

Wenn ein Event ansteht oder der lang ersehnte Urlaub näher rückt macht sich die Angst breit. Die Angst vor der Angst. Auch Phobophobie oder Angstsensitivität genannt. Vorstellungsgespräche und Geburtstagspartys sind eine Qual. Veranstaltungen auf die man sich freut, werden einem schon im Vorhinein vermiest.

Therapie und Bewältigung

Meine Phobie möchte ich nun ganzheitlich in den Griff bekommen. Ich werde wieder einen Psychiater aufsuchen und eine Psychotherapie, eventuell in Verbindung mit Hypnose, in Anspruch nehmen. Begleiten will ich diese Therapie mit einer Selbsttherapie in Form von Büchern und mit diesem Blog. Auf diesem Weg hoffe ich meine Angst vollkommen hinter mir lassen zu können und in ein angstfreies Leben starten zu können.