Klassifizierung Emetophobie

Die Emetophobie ist die Angst vor dem Erbrechen und wird nach ICD-10 als spezifische (isolierte) Phobie klassifiziert, mit dem Code F40.2. Ca. 5% der Bevölkerung sind betroffen, aber weit mehr Frauen als Männer. Die Betroffenen haben eine meist unerklärliche, irrationale Angst vor dem Erbrechen, vor allem haben sie Angst

  • sich selbst zu übergeben
  • dass andere sich übergeben
  • Vor allem, was mit der Thematik zu tun hat

Die Emetophobie hat tausend Gesichter und ist so individuell wie ihre Geplagten. Kein Krankheitsbild gleich dem anderen, was diese Phobie so hartnäckig zu therapieren macht, im Gegensatz zu anderen.

Erscheinungsbild der Emetophobie

Vermeidung

Im engeren Sinne suchen Emetophobiker Sicherheit, um sich vor dem Auslösen der Angst zu schützen. Dies führt unweigerlich zur Vermeidung, über Sicherheitsverhalten bis hin zu Zwangshandlungen. Je nach Schweregrad der Erkrankung. Die Angst ist immer da, egal ob man schon Jahre nicht erbrochen hat oder nicht.

Sozial

Das Sozialleben der Betroffenen, die mit Emetophobie leben, leidet oftmals sehr darunter. Verabredungen werden abgesagt, Reisen erst gar nicht erst geplant, aus Angst man könnte krank werden. Manche schämen sich aus diesem Grund und das Selbstwertgefühl sinkt rapide ab. Sie können mit niemandem darüber reden und isolieren sich allmählich von ihrer Umgebung. Oft leidet auch die Schule und das Arbeitsleben darunter.

Aber es gibt auch Emetophobiker, die Angst haben, dass sie sich in der Öffentlichkeit blamieren könnten. Dadurch sinkt ihr Selbstwertgefühl immer weiter und in ganz schlimmen Fällen wird das Haus gar nicht mehr verlassen. Deswegen ist es wichtig von Anfang an offen damit umzugehen. (Jeder in meinem Umfeld weiß von meiner Erkrankung, ohne Ausnahme.)

Essverhalten

Oft wird Emetophobie von Außenstehenden als Magersucht oder Reizdarm-Syndrom missverstanden. Das liegt vor allem daran, dass Emetophobiker „gefährliche Speisen“ meiden und ihre Diät sehr eingeschränkt ist. Manche meiden es komplett auswärts essen zu gehen, weil sie nicht wissen, wie sie Speisen zubereitet werden und ob alle Hygienestandards eingehalten werden. Auch von Freunden eingeladen zu werden ist für sie strapaziös. Man schämt sich für das Essverhalten und will erst gar nicht hin.

Körperlich

Aber auch körperlich wirkt sie sich aus, denn durch die erhöhte Aufmerksamkeit in Richtung Verdauungtrakt werden kleinste Anzeichen viel stärker wahrgenommen und lösen sofort die Angst aus. Leider sind die psychosomatischen Auswirkungen von Angst meist Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen, denn hierbei schaltet sich der Parasympathikus aus. Er ist der Teil des vegetativen Nervensystems, der für die Verdauung zuständig ist und wenn der deaktiviert wird, wird das Verdauungssystem lahmgelegt. Ein wahrer Teufelskreis eines Emetophobikers.

Auslöser der Angst (Trigger)

  • Personen: Kinder, Schwangere, Kranke
  • Orte: Disco, Krankenhäuser, bis hin zu Orten, die von Menschen besucht werden
  • Nahrungsmittel: Alkohol, rohe Speisen (Eier), Mindesthaltbarkeitsdatum 
  • Aktivitäten: Freizeitparks, Reisen, bis hin zu allem Unbekannten
  • Akkustisch: Worte, Husten, Platschen
  • Optisch: Pfütze mit Undefinierbarem, Jemand bückt sich schnell vorn über
  • Olfaktorisch: Essigsäure, Vergorenes

Grundangst der Emetophobie

Der Emetophobie können viele Grundängste vorausgehen, die eine Erkrankung begünstigen, wie zB. Angst vor:

  • Kontrollverlust – Perfektionistisch, Zwänge
  • Blamieren – geringes Selbstwertgefühl
  • Ersticken – Todesangst
  • Ekeligen Objekten – Ekelneigung

Komorbidität der Emetophobie

Wenn eine Emetophobie länger unbehandelt besteht führt diese zu Begleiterscheinungen, sogenannten Komorbiditäten. Unter anderem erweiterter Phobie, Zwangsstörungen und Depression.

Diagnose der Emetophobie

Es gibt mehrere Gründe warum Emetophobie so schlecht diagnostiziert werden kann. Einerseits die Scham, die die Betroffenen verspüren, weil sie unter einer Angststörung leiden. Und andererseits die körperlichen Symptome, die zwar auf eine Erkrankung des Verdauungsapparates schließen lassen, aber bei genauerer Untersuchung liegen keine körperlichen Ursachen vor. Diagnostiziert wird sie erst wenn der Betroffene:

  • Starke Angst vor dem Erbrechen hat
  • Weiß dass die Angst irrational ist
  • Vermeidung
  • Sein leben dadurch einschränkt

Ursachen der Emetophobie

Woher die Angst genau kommt, konnte ist bis jetzt noch nicht geklärt, aber es gibt viele Theorien dazu. Manche gehen von einer Veranlagung aus, manche von einem Auslöser. Meist besteht aber die Verbindung zu einem vorangegangenen traumatischen Erlebnis zum Thema Erbrechen.

Therapieansätze

Verhaltenstherapie ist immer die Nummer eins die hier genannt wird. Das kann ich so nicht unterschreiben, denn es kommt immer auf die Person und die Ausprägung der Phobie an. Meist ist ein individueller Mix aus den verschiedensten Therapien zugeschnitten auf sich selbst: Kognitive Verhaltenstherapie, Traumatherapie, Hypnotherapie, Konfrontatiostherapie, etc.

Je festgesessener eine Emetophobie ist, desto komplexer ist auch die Therapie, da man mehrere Baustellen gleichzeitig zu bewältigen hat. Ich habe einen Artikel zur Übersicht erstellt, wie man für sich selbst einen Weg findet, um die Angst loszuwerden oder den richtigen Therapieansatz für sich selber herausfindet.

Noch interessant zu wissen:

  • Das Wort setzt sich aus den zwei altgriechischen Wörtern émetos (Erbrechen) und phóbos (Furcht) zusammen.
  • Bekannte Emetophobiker sind James Dean, Cameron Díaz und Lena-Meyer Landrut.