Das Wochenbett und die Geburt mit Emetophobie hat seinen ganz besonderen… Reiz? Nicht nur das als frischgebackene Mutter eh schon die Nerven mehr als blank liegen, gesellt sich eine gewisse Grundanspannung hinzu. So in etwa, als würde man mit einer tickenden Zeitbombe zusammenleben. Aber diese Zeit war von der Phobie her noch die entspannteste.
Inhaltsverzeichnis
Die Geburt mit Emetophobie
Die Geburt mi Emetophobie war sehr heftig für mich und auch traumatisierend. Aber nicht im Sinne vom Erbrechen her, sondern ich hatte einfach eine sehr heftige kurze Geburt und einen Arschloch Oberarzt. Die einzige, die mich „gerettet“ hat, war die Hebamme. Aber darüber möchte ich jetzt nicht schreiben, denn das hat nichts mit der Phobie zu tun.
Ich kam am Sonntagnachmittag, eine Woche vor Geburtstermin, mit einem Blasensprung ins Krankenhaus. Ich lag in einem 4-Bett-Zimmer und natürlich waren da schon ein paar komische Gedanken im Kopf: „Was ist wenn“. Die Nacht konnte ich natürlich kein Auge zumachen und war am darauffolgenden Tag kaputt. Die Geburt wurde eingeleitet und dann fing es 5 Minuten später an. Die Schmerzen raubten mir den Verstand und mir wurde schlecht. Zeit für Panik oder Angst hatte ich dank der Schmerzen keine. Das ist mir auch noch nie passiert, dass irgendein Gefühl die Todesangst überlagern könnte. Ich rief sofort meinen Mann an, der innerhalb einer halben Stunde dann auch da war und dann kam ich in den Kreissaal.
Meine Schmerzen wurden so stark, dass ich die Hebamme bat mich zu erschießen. Das tat sie leider nicht, aber sie pumpte mir intravenös eine ganze Flasche Buscopan in die Venen. Ich war so dizzy und schwach, dass ich außer den Schmerzen und nebenher meine Panik mich zu übergeben nichts mehr registrierte. Und dann kamen sie: Die Presswehen. Das komischste Gefühl aller Zeiten. Es fühlte sich an, als ob ein Elefant auf deine Eingeweide tritt und alles will unten und oben raus. Da war er: Der Moment indem es mir egal war, wenn ich mich übergeben würde. Ich tat es zwar nicht, aber die Presswehen haben so angeschoben, dass ich dachte gleich kommt oben alles raus. Mir war zwar nicht übel, aber die Presswehen waren so überwältigend, dass ich gar nicht mehr wusste wie mir geschah.
Mein Süßer hatte die Welt erblickt und sich kurz an mich gekuschelt. Dann kam er zu Papa und ich musste zur Not-OP. Nach ein paar Stunden waren wir wieder vereint und beide so erschöpft, aber leider konnte ich nicht schlafen.
Die ersten Tage als Mama
Ich habe den ersten Tag als Mama nur im Kopf, dass ich hin und wieder von den anderen Müttern hörte, dass ihre Babys spuckten und einfach nur gehofft, dass es mir so lange wie möglich erspart blieb. Naja am zweiten Tag meinten dann die Schwestern sie müssen den Kleinen zufüttern, weil bei mir angeblich noch nicht die Milch eingeschossen war. Was im Nachhinein absoluter Blödsinn war, meine Brüsste spannten sich einfach nur nicht so wie bei anderen – Frauen: Hört auf euren Körper, nicht auf jemanden, der euch nicht kennt.
Dadurch dass sie den kleinen dann zugefüttert hatten war er natürlich bis obenhin voll. Mein Mann kam rechtzeitig zu seiner Untersuchung und wir machten uns auf den Weg zur Kinderstation. Auf der Geburtsstation gab es so Rollwägelchen, in die man die Neugeborenen legen und dann schieben konnte. Wir deckten ihn zu und machten uns auf den Weg. Plötzlich sagte mein Mann: „Oh nein, er hat gespuckt!“ Mir ging’s ganz heiß auf und ich wusste nicht, was ich nun machen sollte. Gut, ich nahm all meinen Mut zusammen und sah hin. Da war ein itsibitzi, kleines Fleckchen neben seinem Kopf, okay, damit konnte ich umgehen. Die Ungewissheit machte mir sehr viel mehr Angst.
Die ersten Wochen und Monate als Mama
Die Tage vergingen und das große Spucken blieb aus. Ja ein paar Mal kam ein kleiner Schwall Milch aus seinem Mund, aber das ist absolut nicht vergleichbar mit normalem Erbrechen. Es passiert geräuschlos und ist, dank des kleinen Magens, auch in der Menge sehr überschaubar. Als er dann 5 Monate alt war, kam der nächste Schritt, ich hatte wirklich das Gefühl ich wachse mit ihm mit und verkraftete sein „Spucken“ sehr gut. Ich hatte Angst sobald er Brei ist und das Erbrochene dann eine andere Konsistenz oder Farbe hat, wird sich das Ändern. Aber dem war eigentlich nicht so.
Als er 10 Monate alt war, kamen wir von einer Hochzeit abends nach Hause. Er aß wie immer ein ganzes Gläschen Brei (Pastinake, Spinat) und dann ging’s ab ins Bettchen. Zum Einschlafen bekam er natürlich noch die Brust. Und das war zu viel. Er lies plötzlich von der Brust ab und drehte sich weg. Ich dachte mir noch, sehr komisch. Als er sich dann drei, viermal umgedreht hatte und plötzlich am Rücken liegen blieb und seine Augen immer größer wurden wusste ich was los war. Und plötzlich kam in einem riesigen Schwall wieder alles nach oben. Okay da wusste ich, die Angst ist noch immer im Hintergrund, auch beim Brei. Dann war ein Jahr mal eine Ruhe.
Die ersten zwei Jahre
Also Ruhe ist gut gesagt, ich hatte trotzdem noch die ganze Zeit Angst und sehr darauf geachtet, dass er sich nirgendwo was einfangen kann. Dank des Stillens hatte er auch ein sehr starkes Immunsystem und war die ersten zwei Jahre kein einziges Mal krank. Das sollte sich dann aber schnell ändern, als er im November 2019 mit der Kita (Kinderkrippe) anfing. Da war 24/7 Schnupfnase angesagt.
Tipps als frischgebackene Emo-Mama
- Klar werden, dass es nicht so ist, wie bei größeren Kindern oder Erwachsenen. Meistens „läuft“ den Neugeborenen nur ein wenig Milch aus dem Mund. Wenn es zu viel Milch war, spritzt es kurz aus ihrem Mund. Aber ganz ohne Geräusche oder Geruch. Das hat die Sache sehr erleichtert, da man das mit dem eigentlichen „Erbrechen“ so nicht vergleichen kann.
- Vorbereitung, Vorbereitung, Vorbereitung. Das Schlimmste für mich war, dass alles immer so schnell ging. Ganz ohne Vorwarnung. Deshalb habe ich überall, wo ich mit meinem Neugeborenen war, Spucktücher aufgelegt. Auch auf dem Sofa eine billige Decke gelegt, die ich im schlimmsten Fall einfach an den Ecken nehmen konnte und in den Müll werfen.
- Sich selbst ein entspanntes Umfeld schaffen. Ich bin eigentlich die ersten Monate komplett zu Hause geblieben, bis auf kurze Spaziergänge. In einer gewohnten Umgebung fühlt man sich in „Sicherheit“. Man muss aber aufpassen nicht zu sehr in die Vermeidungshaltung überzugehen und sich trotzdem immer wieder mal aufraffen und rausgehen. Anfangs etwas kürzer, dann immer länger.
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