Es kommt einmal die Zeit, da muss man loslassen und das Kind in eine Kita schicken. Ja so würde man vielleicht als normale Mutter denken, wenn das Kind in ein Alter kommt, indem man es in eine Betreuungseinrichtung schickt.

Warum überhaupt eine Kita?

Ich bin ein rastloser Mensch und muss mich ständig entfalten, weiterentwickeln und weiterbilden. Nach fast drei Jahren zu Hause (Schwangerschaft und die ersten zwei Lebensjahre meines Sohnes), musste ich endlich raus, zurück ins Arbeitsleben. Somit musste ich mich um einen Betreuungsplatz kümmern. Viele Mütter müssen aus finanziellen Gründen sofort wieder arbeiten, das spielte bei uns zwar auch eine Rolle, aber dringlicher war es auf meine psychische Gesundheit zu achten. Durch die lange Isolation und ohne mich weiterzuentwickeln drohte ich allmählich Depressionen zu verfallen.

Eingewöhnung und krank 24/7

Da kam er schon wieder, der lauernde Schatten, der alles unter sich begräbt. So gut hatten wir es daheim, fernab von anderen Menschen und ihren Killerviren, doch es blieb leider nicht so. Ich schrieb meinen Sohn also in der Kita ein und kurz vor seinem 2. Geburtstag (Ende November) ging es dann auch schon los. Und wie es losging. Zwei Jahre lang hatte er keinen Infekt, nicht einmal den kleinsten Husten oder Schnupfen. Aber sobald er das erste Mal über die Schwelle der Kita trat gab es kein Halten mehr. Wirklich! Schon in der ersten Woche kam er mit einem Schnupfen nach Hause und konnte seinen Geburtstag gar nicht richtig genießen. Von nun an hieß es von Oktober bis April 24/7 krank sein. Schnupfen, Husten, Fieber tagaus, tagein. Jeden Tag kam er heim mit blassem Gesicht und schwarzen Ringen unter den Augen. Noch dazu hasste er es in die Kita zu gehen. Und ich steckte in einem Dilemma.

Ich machte mir Vorwürfe, dass ich so selbstsüchtig war und arbeiten gehen wollte und nicht bei ihm daheim blieb. Aber ich wurde daheim verrückt und war froh endlich mal wieder rauszukommen und mit anderen Erwachsenen reden zu können. Andererseits musste er deswegen leiden. Er wollte nicht in die Kita und ich wollte auch nicht, dass er die ganze Zeit krank ist. Außerdem wollte ich auch nicht, dass er vielleicht irgendwann einen Magen-Darm-Virus mit nach Hause schleppt. Aber es musste sein. Irgendwann musste er mit anderen Kindern in Kontakt kommen und sein Immunsystem stärken, als auch soziale Kontakte knüpfen. Die ersten 3 Monate verliefen, außer dass er ständig krank war, ruhig. Nicht entspannt, aber es war auszuhalten. 

Der Albtraum wird wahr

Im Jänner begann ich dann meine neue Arbeitsstelle. Ich war schon ganz nervös, weil das für mich wieder eine neue Verantwortung bedeutete. Ich wollte nie zu spät kommen, was natürlich mit einem Kleinkind nicht so einfach war, und auch sonst bei meiner Arbeit konzentriert sein. Die Angst vor Kontrollverlust war groß, denn sollte mein Kind krank werden, war ich verhindert in die Arbeit zu gehen. Ich wurde frisch eingearbeitet und fühlte mich sofort in meiner neuen Firma wohl. Ja und dann kam er im 2. Monat, den ich dort arbeite, mit dem Norovirus nach Hause, steckte mich an, und ich konnte gleich einmal eine Woche in den Krankenstand gehen.

Ab da war es endgültig vorbei. Jeden Tag wenn ich ihn abholte versuchte ich in seinem Gesicht zu lesen, ob er nun blass und abgeschlagen ist, weil er müde war, krank war oder ihm schlecht ist. Da er 24/7 krank war und nach einem anstrengenden Kita-Tag natürlich auch fertig und todmüde war, war ich natürlich jeden Tag in absoluter Alarm-Bereitschaft. Der Leidensdruck von mir war 10/10. Ich suchte sofort Hilfe bei einem Psychiater, der mich eigentlich sofort auf Kur schicken wollte, was ich aber ablehnte, da ich erst 2 Monate wieder arbeitete. Mit Antidepressiva und Xanor (Xanax) schickte er mich wieder nach Hause. Wie sollte ich das Kleinkindalter meines Sohnes Bitteschön überleben? 

Wie oft ist ein Kind krank? Ist das noch normal?

Also machte ich mich bei Dr. Google schlau, ob diese Krankheitsphase irgendwann ein Ende hat. Tatsächlich! Mit Schulalter. Super! Waren ja nur noch 5 Jahre bis dahin. Die durchschnittlich wird ein 2-jähriges Kind in etwa 13 Mal pro Jahr krank, mit zunehmenden Alter nehmen sie dann pro Jahr in etwa um 2 ab. Ich hab die letzten zwei Jahre mitgezählt und kann das nur bestätigen. In der Anzahl sind sowohl Erkältungsinfekte, als auch Magen-Darm-Erkrankungen zusammengefasst. Diese liegen bei etwa 1-4 pro Jahr. Ich hatte Glück, denn im ersten Kita-Jahr hatte er nur die eine mit den Noroviren.

Am schlimmsten fand ich die Eltern der anderen Kinder. Es ist wirklich schlimm in welchem Zustand sie ihre Kinder in der Kita abliefern. Okay, die meisten müssen arbeiten gehen und haben eigentlich keine andere Wahl. Aber ein Kind mit Durchfall und Erbrechen hinzuschicken ist schon ein starkes Stück. Gegen ein kleines Schnupfnäschen und ein bisschen Husten sagt ja niemand was. Aber wenn das Kind wirklich so schlecht beisammen ist, gehört es nach Hause ins Bett und zu seinen Eltern. Unsere Leistungsgesellschaft ist schon eine widerwärtige Ausgeburt, da will ich gar nicht die Eltern beschuldigen, die die Kinder trotzdem hinschicken.

Fazit Kita und Emetophobie

Die Kita-Zeit war eine der anstrengendsten für mich. Der Kleine konnte sich noch nicht so ausdrücken und war bei seinem ersten Erbrechen sehr verwirrt. Auch danach konnte er noch nicht sagen, ob ihm schlecht ist. Kinder nehmen das auch ganz anders wahr. Bis Mitte Volksschule kann ich mich zum Beispiel auch nicht erinnern, ob mir jemals schlecht war, an Bauchschmerzen jedoch schon. Er konnte mir auch nicht sagen, ob er nur einfach müde war und da er immer blass heimkam rechnete ich schon mit der nächsten Katastrophe. Wenn ich es mir nochmal aussuchen könnte, würde ich mit ihm daheim bleiben, bis er in den Kindergarten gehen kann, denn gelohnt hat sich das ganze Unterfangen nicht wirklich. Vor allem hat er durch unseren Umzug alle seine Freunde wieder verloren.

Aber es wird danach definitiv besser.