Ich denke, fast jeder Betroffene hat sich schon mal gefragt: „Warum habe ich Emetophobie?“ Man ist sich uneins, was genau die Ursachen der Emetophobie sind. Aber nicht nur bei der Angst vor dem Erbrechen, das trifft auf alle spezifischen (isolierten) Phobien zu. Wenn ihr nicht wisst, was die Ursache eurer Emetophobie ist, findet ihr weiter unten Tipps dazu.

Ursachen einer spezifischen Phobie

Man kann von zwei Ursachen ausgehen: Prädispositionen und traumatischen Erlebnissen. Prädispositionen sind kurz gesagt „Begünstigungen“. Die genannten, folgenden Prädispositionen begünstigen die Entwicklung einer speziellen Phobie, sie lösen sie aber nicht von alleine aus. Traumata wirken dann noch zusätzlich als Katalysator.

Genetische Prädisposition

Hierbei geht es um die Familiengeschichte. Wenn die Elternteile an psychischen Störungen leiden (Depression, etc.), ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind eine Angststörung entwickelt dreimal so hoch.

Psychische Prädisposition

Bis jetzt hat mich noch jeder Therapeut und jeder Psychiater beim Erstgespräch nach meiner Grundangst gefragt. Hinter der Emetophobie steckt nämlich mehr als nur die Angst vor dem Erbrechen. Auch eine Art von Prädisposition, also eine Begünstigung, eine spezielle Phobie zu entwickeln. Grundängste können sein:

Kontrollverlust

Diese Personen können nicht loslassen. In vielerlei Hinsicht. Sie schwelgen gerne in der Vergangenheit, sind teilweise sehr perfektionistisch und können sich auch nicht so richtig entspannen. Wenn der eigene Körper dann plötzlich macht was er will, ist Panik vorprogrammiert.

Sie leiden manchmal auch an Kontrollzwängen und an Angst vor dem Ungewissen. Diese Personen begeben sich nur ungern in neue Situationen, auch wenn sie eigentlich neugierig darauf wären. Sie wollen ihre Sicherheitszone am liebsten nie verlassen und meiden Veränderungen in ihrem Leben.

Sie fühlen sich hilflos, haben Angst nicht weg zu können (gefangen), dass es nicht mehr aufhört, oder dass man am Ende am Erbrechen erstickt. Dabei löst die Emetophobie allein schon Todesangst aus, aber nicht im wörtlichen Sinne „Angst vor dem Tod“, sondern extreme, extreme Angst. Manchen Emetophobikern ist der Satz nur zu gut bekannt:

„Ich sterbe lieber, als zu Erbrechen“

Bloßstellung

Ein wahrer Teufelskreis. Menschen mit geringem Selbstbewusstsein oder die an einer milden Form der sozialen Phobie leiden, haben von Haus aus Angst sich zu blamieren. Sie passen genau auf ihre Wortwahl auf und neigen zum Grübeln, Überdenken oder leiden teilweise an Zwangsgedanken. Diese Emetophobiker leiden vor allem an der Vorstellung, sie könnten sich blamieren, wenn sie sich in der Öffentlichkeit übergeben. Sie entwickeln ein Vermeidungsverhalten gegenüber sozialer Aktivitäten oder isolieren sich komplett von der Außenwelt. Angst vor dem Alleinsein (wenn andere sich von ihnen abwenden) und nicht aus der Situation ausbrechen zu können (soziale, gesellschaftliche Regeln).

Trauma

Vielen spezifischen Phobien geht auch ein Trauma voraus. Auch eine Emetophobie kann ein Symptom einer posttraumatischen Belastungsstörung sein. Meistens ereigneten sich solche Traumata in der frühen Kindheit, oder aber auch z.B. bei Frauen mit traumatischer Geburt.

Phobie als Begleiterscheinung

Als Ursache der Phobie, kann man es dennoch nicht sehen, denn nicht aus jedem Trauma entwickelt sich eine posttraumatische Belastungsstörung. Ein Trauma rund um das Thema begünstigt aber die Entstehung.

Meine wahrscheinlichen Ursachen

Bei mir kommen all Faktoren ins Spiel. Meine Mutter war schon immer ein Kontrollfreak und hat im Laufe der letzten Jahre eine Zwangsstörung entwickelt (Herd abdrehen, Haustür zusperren). Ich bin ein sehr perfektionistischer Mensch und kann überhaupt nicht loslassen. Noch dazu kam, dass ich im Kindesalter eine schlechte Esserin war und viele Traumata rund um das Thema erlebt habe.

Tipps zur Erforschung der eigenen Ursachen

Wenn ihr keine Ahnung habt, woher eure Phobie rührt, könnt ihr euch auf Spurensuche begeben. Überlegt, ob es in eurer Familie Mitglieder gibt, die an psychischen Erkrankungen leiden oder redet einfach mal mit euren Eltern über deren Ängste. Und seien sie auch noch so „belanglos“ für euch.

Legt euch eine schriftliche Chronik eurer Phobie an. Mir hat das sehr geholfen, um meine Grundängste zu verstehen. Klar muss man dann wieder einmal alles aufwühlen. Aber wenn man es mal gemacht hat, fühlt man sich erleichtert und hat eine ungefähre Vorstellung davon, vor was man genau Angst hat. Auch sieht man, dass sich die Angst über die Zeit hin entwickelt, verändert, oder teilweise sogar rückbildet.

Wenn man denn mal auf die eigenen Ursachen gestoßen ist, kann man auch hier ansetzen und so die Emetophobie bekämpfen. Denn Ursachenbekämpfung ist immer besser, als Symptombehandlung.