Ist mein größtes Problem tatsächlich die Phobie oder ist sie doch nur ein Trauma Symptom? Ja, das hat man davon, wenn man immer nur Dr. Google zurate zieht und man einen alt-eingesessenen Psychiater für die Erstdiagnose (2004) hat. Mein Leben lang dachte ich, ich mein größtes Problem wäre eine Phobie nach ICD-10 F40.2 „Spezifische (isolierte) Phobie“ – Angst vor dem Erbrechen.

Die Phobie ist nur ein Symptom

Tja, dem ist nicht so und das weiß ich leider erst seit Anfang des Jahres 2020. 16 Jahre dachte ich, ich müsste meine Phobie therapieren. Aber leider war ich auf dem Holzweg. Jetzt könnte man meinen, ich war geschockt, als ich hörte, dass ich all die Zeit nicht zielführend behandelt wurde. Es konnte sich eigentlich keine Besserung meiner Phobie einstellen. Und ich habe mich die ganze Zeit gefragt warum.

Erst als ich zu meinem neuen Psychiater (also einer von der jungen Schule) gewechselt bin, weil mein alter Psychiater in den Ruhestand ging, wurde ich erleuchtet. Wirklich erleuchtet. Als er mir erklärt hat, dass meine Phobie nur ein Symptom einer PTBS ist, wusste ich, ich bin angekommen. Mir wurde so einiges klar, was ich nie richtig verstanden habe. Und irgendwie wird mir nach kurzer Recherche auch bewusst, warum mein ehemaliger Psychiater nicht darauf kam:

Obwohl die Symptome der PTBS bereits über 100 Jahre wissenschaftlich untersucht wurden, fand die Diagnose erstmals 1980 Eingang in das amerikanische Diagnose-Manual

Wikipedia.org

Sagen wir so: Mein ehemaliger Psychiater war von der sehr alten Schule. Aber hier habe ich euch einmal die beiden Störungen ganz kurz zusammengefasst:

ICD-10 F40.2 Die spezifische (isolierte) Phobie

Definition spezifischen Phobie

Die Angstsymptomatik liegt auf einem spezifischen Objekt oder einer bestimmten Situation und/oder eine starke Vermeidungshaltung vorliegt.

ICD-Code F40.2

Behandlungsansätze einer spezifischen Phobie

Psychotherapeutische Verhaltenstherapie – dauerhafte, langfristige Gewöhnung an den Angstreiz/Konfrontation

ICD-10 F40.1 Posttraumatische Belastungsstörung

Definition PTBS

Ein oder mehrere belastende Ereignisse großem Umfangs führen nach einiger Zeit zu einer PTBS. Dabei muss man das Ereignis nicht einmal selbst erlebt haben, sondern kann auch nur Beobachter davon sein. Dazu kommen mit der Zeit in den meisten Fällen Begleiterkrankungen und/oder Flashbacks.

ICD-Code F43.1

Behandlungsansätze PTBS

Ebenso die kognitive Verhaltenstherapie (KVT), die aber bei PTBS sehr langwierig ist. Schnellere Ergebnisse erzielt man mit traumafokussierten Behandlungsmethoden wie EMDR, NET, BEPP, etc.

Zusammenhang spezifische Phobie und Trauma

Die Ursache einer spezifischen Phobie ist entweder in der Familiengeschichte zu finden (ich dachte, da meine Mutter an Neurosen leidet, ist das bei mir der Grund) oder sie entsteht durch ein Trauma (Jackpot!).

Die PTBS kann viele Begleiterkrankungen (Komorbidität) mit sich bringen, unter anderem eine spezifische Phobie, also Angst vor dem Trigger/Auslöser der Flashbacks (bei mir das Erbrechen).

Fazit

Also was schließen wir daraus: Nachdem sich diese Erkrankung wirklich erst nach einem bestimmten Ereignis (Trauma) manifestiert hat, an das ich mich aber nicht erinnern kann und ich hin und wieder ein paar Erinnerungsfetzen aufschnappe, ist die spezifische Phobie in meinem Fall nur ein Symptom. Keine Erkrankung, die in dem Sinn behandelt werden muss. Die Ursache, also das Trauma, muss behandelt werden, dann löst sich die Phobie von selbst auf.

Seit meiner Traumatherapie hat sich dahingehend tatsächlich ein bisschen was getan, denn seit ich diese gemacht habe, habe ich keine Angst mehr mich mit einem Magen-Darm-Virus bei meinem Sohn zu infizieren.

Vielleicht hätte ich mich von Anfang an mehr mit den Hintergründen meiner Phobie beschäftigen sollen. Eigentlich wusste ich immer schon, dass ein bestimmtes Erlebnis die Phobie ausgelöst hat, aber ich wusste nicht, dass das Trauma behandelt werden muss, da eine Verhaltenstherapie nur mäßig Erfolg zeigt. Bei mir gar keine.

Frage an Euch

Ein paar Fragen an die wenigen Seelen, die sich hierher verirren: Wodurch kam es zu eurer Emetophobie? Gab es auch ein traumatisches Erlebnis, oder hattet ihr sie schon seit ihr denken könnt? Oder habt ihr, so wie ich auch ein Trauma, an das ihr euch nicht erinnern könnt? Hat euch eine Verhaltenstherapie geholfen?