Winterzeit ist Norovirus Zeit. Kurz, aber heftig. Bis jetzt war der Norovirus für mich wie ein Todesurteil für mich und ich verließ in Zeiten, als der Virus heftig in unserer Umgebung grassierte, nicht einmal mehr unsere Wohnung.

Umstände und zeitliche Einordnung des Traumas

Es war Jänner oder Februar 2020, kurz vor Corona. Ich hatte erst einen Monat davor wieder einen neuen Job gefunden und es machte mir ein schlechtes Gewissen, dass ich gleich nach ein paar Wochen in den Krankenstand gehen musste, obwohl die Symptomatik des Norovirus selbst, nur einen Tag andauerte. Auch mein Sohn war erst seit zwei bis drei Monaten in der Kindergrippe und 2 Jahre alt.

Was ist davor passiert

Unser Kleiner ging gerade Mal seit November/Dezember in die Krippe und hatte schon zwei Erkältungsinfekte hinter sich. Es war ein Tag, wie alle anderen, ich holte ihn von der Krippe ab und er war lustig drauf. Er spielte sogar noch mit mir am Parkplatz fangen, bevor wir nach Hause fuhren. Es war alles ganz okay, bis mein Mann von der Arbeit heimkam und wir uns einen gemütlichen Abend vor dem Fernseher machen wollten. Wir machten Popcorn, schalteten „The Office“ an und liesen uns berieseln. Der Kleine spielte nebenher bewegte sich aber etwas langsamer und träger als sonst. Wenn wir aufstanden und herumgingen fing er an zum quengeln und wollte bei uns in der Nähe bleiben.

Das ist passiert

Er kam zu uns auf die Couch, balgte noch komisch herum und aß 2 Popcorn. Er lag ein bisschen blöd da, da sprang meine Intuition an: Er speibt gleich. Das habe ich sogar laut ausgesprochen. Plötzlich hustete er, als ob er sich verschluckt hätte und dann war es so weit. Mit einer Handbewegung setzte ich ihn auf und da kam es schon. Er wusste nicht, was passiert und ging während er sich erbrach durchs Zimmer. Immer wieder hielt er die Hand vorm Mund und riss die Augen auf. Er tat mir so leid, aber ich musste dringend weg.

Nachdem er sich vollkommen entleert hat, sah er uns an, wie die Kuh das neue Tor. Ich weiß nur noch, dass ich genau wusste was zu tun war, aber mich nicht bewegen konnte. Ich stand plötzlich in der Tür (wie ich da hinkam weiß ich nicht mehr) und schrie meinen Mann an, er soll den kleinen nehmen und mit ihm unter die Dusche ausziehen. Ich weiß nicht mehr viel, nur das mein Mann ihn anscheinend abgeduscht hatte und dann den Boden aufwischte. Ich roch die Magensäure und habe blöderweise nicht sofort die Fenster geöffnet. Nachdem mein Mann das größte weggewischt hatte, holte ich mir die Essigessenz und wischte den Boden nach. Ich dachte in dem Moment aber nicht an die Aerosole und naja.

Inkubationszeit des Norovirus von 48h

Typisch für den Norovirus: Dem Kleinen ging es danach suuuper und auch die Stunden danach und der nächste Tag war wieder alles beim Alten. Bis dann der übernächste Tag kam. Mein Mann und ich wollten einkaufen gehen und ich wartete im Auto auf ihn. Plötzlich merkte ich krampfartige Schmerzen in meinem Bauch. Ich drückte es durch beim Einkaufen, aber sagte meinem Mann, dass es mir gar nicht gut ginge und wir sofort nach Hause müssten.

Zuhause angekommen plagte mich ein Zittern am ganzen Körper und ich sagte ihm, ich muss unbedingt schlafen, denn es ging mir furchtbar dreckig. Plötzlich fing der Durchfall an, ich lief 3-4 Mal auf die Toilette, jedesmal ging es mir beschissener. Immer wenn ich danach die Tür aufmachte von der Toilette und wieder raus ging traf mich eine enorme Geruchswelle (die Küche lag direkt daneben). Der Geruch wurde von mal zu mal intensiver, bis es mich reckte. Ich drehte mich zurück zur Kloschüssel und schlug ein paar Mal auf den Spülkasten, damit mein Mann auf mich aufmerksam wurde. Er kam und und die Angst lies nach.

Dann wollte ich mir die Hände waschen gehen im Badezimmer und dort überkam es mich dann. Ich schloss die Augen und es kam, dabei drehte ich den Wsserhahn auf und alles verstopfte (mein Mann ist ein Held). Daraufhin ging ich zur Badewanne und drehte dort das Wasser auf und übergab mich.

Eine Stunde später war es ein wenig angenehmer. Ich hatte in der Zwischenzeit geriebene Banane zu mir genommen (Pektin!) und mein Mann stand mir gleich bei.

Wie ging es mir dabei?

Als mein Kind sich übergeben hat, stand ich komplett neben mir und ich kann mich an Teile nicht erinnern. Ich hatte diese komische Intuition, dass er sich gleich übergeben wird, weil er so langsam war. Bei mir schrillten alle Alarmglocken. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, war es nicht so schlimm. Aber auch nur, weil ich jetzt dazu den nötigen Abstand gewonnen habe durch das schreiben. Ich wollte damals unbedingt vermeiden mich zu infizieren. Deswegen habe ich eine halbe Stunde lang den schon gesäuberten Boden weitergeschruppt. Natürlich mit Essigessenz um wirklich alles abzutöten. Zur Vorbeugung wollte ich in der Apotheke dann ein Desinfektionsmittel gegen den Norovirus gekauft.

Als es dann bei mir nach der Inkubationszeit losging, hatte ich Zitteranfälle. Ich denke nicht wegen dem Virus, sondern weil ich so von der Angst geplagt war. Ich versuchte mir die ganze Zeit einzureden es ist nicht so schlimm. Ich bin in Sicherheit zu Hause. Aber es ging nicht. Noch dazu kam, dass ich erst seit kurzem einen neuen Job hatte und wusste, dass ich nach einem Monat Arbeitszeit gleich in den Krankenstand gehen konnte. Mitunter ein Grund weshalb ich mich nun selbstständig mache.

Der Moment, an dem mir so schlecht war, dass ich würgen musste ist der aller schlimmste, sogar, dass ich jetzt nervös werde, wenn ich daran denke. Ich habe gemerkt, mir ist so schlecht, dass ich Würgen muss. Während dem Würgen dachte ich mir ich darf nicht allein sein. Ich schlug so wild wie ich nur konnte auf den Spülkasten um meinen Mann auf mich aufmerksam zu machen, was auch klappte, er kam sofort angerannt. Ich würgte und es trat Erleichterung ein. Während ich mich erbrach war es vollkommene Erleichterung, genauso wie danach. Das wovor ich wirklich Angst habe ist anscheinend der Kontrollverlust? Oder aber auch einfach nur, dass ich alleine bin und nicht weg kann, weil ich so dermaßen festgewurzelt bin.

Welche Schlüsse ziehe ich daraus?

Da mein Mann bei mir war, war die Erfahrung mit dem Norovirus (also bei meinem Kind und mir selbst), gar nicht retraumatisierend, wie meine bisherigen Traumata. Ja ich hatte Panik und ja ich hatte panische Angst. Aber keine Todesangst mehr. Ich wusste ich stehe das durch, aber es war trotzdem schrecklich. Der wirkliche Moment es Erbrechens war angenehm und irgendwie befreiend.